Das Ausstellungskonzept:
PLENUM. Places of Power.

Langversion Konzept (pdf)
 
Thema des Österreichischen Beitrags zur Biennale 2014 ist das Parlament, also der Ort, an dem die Macht, die vom Volk ausgeht, ihr Zuhause gefunden hat. Die Idee einer demokratischen Legitimation von Macht ist heute so weit verbreitet, dass keine Nation mehr da-rauf verzichten kann, zumindest dem Namen nach einen solchen Ort zur repräsentativen Versammlung des Volkes zu errichten. Wie sehen diese Orte aus? Und wie stehen sie in Verbindung zu einer Öffentlichkeit, deren Vertrauen in die demokratische Willensbildung global zu schwinden scheint?
 
 
Die Ausstellung im Österreichischen Pavillon sucht Antworten auf diese Fragen aus unterschiedlichen Perspektiven. Im Hauptraum des Pavillons werden alle rund 200 nationalen Parlamentsgebäude der Welt gezeigt – ein Parlament der Parlamente, jeweils dokumentiert durch Modelle im Maßstab 1:500, Lagepläne und Daten zu den einzelnen Bauwerken. Dieses Plenum zeigt, welche Botschaften der Architektur im Fall des Parlaments oft aufgebürdet werden: nationale Identität, ewige Dauer, Konformität mit historischen Leitbildern, aber auch zwanghafte Darstellung eines Neubeginns. Die Modelle sind in einem strengen Raster an den Wänden befestigt und scheinen aus der Mauer herauszuwachsen. In ihrer massenhaften Anordnung werden die Monumente zum Ornament.
 
 
Im Kontrast zu diesen abstrakten, auf ihre Form reduzierten Monumentalarchitekturen wird in den beiden Nebenräumen des Pavillons Architektur nicht als Ansammlung von Gegenständen gezeigt, sondern als singuläre Abfolge von Zuständen. Hier werden Beispiele im Detail vorgestellt: das Österreichische Parlament an der Wiener Ringstraße und zwei Projekte von Coop Himmelb(l)au, der Entwurf für das Albanische Parlament in Tirana und das Konferenzzentrum in Dalian/China, das als Ort für die asiatische Ausgabe des Weltwirtschaftsforums Davos errichtet wurde. Diese Projekte werden eingebettet in ihre politische Geschichte gezeigt. Hier geht es um Konflikte, Werturteile, Parteistellungen, kurz: um die Entwicklung der Gesellschaft im Medium der Architektur. Architektur ist kein Gegenstand. Architektur ist das Machen von Architektur.
 
 
Im Hof des Pavillons wird das Thema im Freiraum weitergespielt. Ein dicht gepflanzter, von den Landschaftsarchitekten Auböck und Kárász geplanter Garten ersetzt das rationalistische Quadratraster der Bodenplatten und holt das ungeordnete Grün der Umgebung herein. Hier, jenseits der Monumentalarchitektur, geht es um neue Phänomene der demokratischen Repräsentation. Vermittelt werden sie über ein flüchtiges Medium, eine von der Gruppe Kollektiv/Rauschen entwickelte Klanginstallation: Kleine Lautsprecher bringen den Garten zum Sprechen, in leisen Einzelstimmen, aber auch im anschwellenden Chor der ungeduldigen Masse.
 
Christian Kühn, Kommissär