Logo Biennale
Logo Goldcard
Austrian Pavilion © Valerie Messini / la Biennale 2011 Austria
Konzept
Die Installation im inneren Bereich des Pavillons besteht aus verschiedenen schmalen Korridoren, die labyrinthartig durch die Räume leiten. Der Besucher wird quasi durch den Pavillon choreographiert. Der Raum wird dabei nicht bloß in vertikale Achsen zerlegt, sondern erfährt vor allem in der Horizontalen eine markante Trennung. Der menschliche Körper ist der zentrale Bezugspunkt der Gliederung: Die Körpermitte, also ungefähr die Nabelhöhe, ist der Punkt, an dem sich der räumliche Eingriff polarisiert. Im Gegensatz zum klassischen Labyrinth, in dem das Leitsystem am Boden beginnt und irgendwo über Augenhöhe endet, ist hier der Ankerpunkt an der Decke. Die Wände beginnen oben und enden hier nicht unten.

Obwohl diese baulichen Komponenten natürlich architektonische Elemente sind, liegt es jedoch näher, zu einer kurzen Definition Termini aus der Psychoanalyse zu benutzen, ist doch der geschaffene Raum mehr ein dissoziativer als tatsächlich fragmentierter: Oben klaustrophobisch, unten nichts. Oder, wenn man so will, der Kopf in der Neurose, der Schritt in der Psychose.

Anders als bei den räumlichen Skulpturen von Bruce Nauman oder Robert Morris ist hier aber der räumliche Eingriff nicht autonom, sondern zugleich eine Art Bühnensystem oder Environment zum Display verschiedener Arbeiten. Es ist ein Versuch, einerseits unterschiedliche Elemente zu etablieren, durch kontrastierende Platzierungen aber gleichzeitig eindeutige Zuschreibungen zu nehmen. So hängen in den beiden vorderen Räumen vor allem manipulierte Portraits des ausgehenden 19. bzw angehenden 20. Jahrhunderts, die durch ihre Bearbeitung ihrem historischen Kontext entzogen sind und durch die Anordnung in dem engen Parcours eine weitere Entfremdung erfahren.

Im Annex klingt der architektonische Eingriff aus und wird einzig mit einer Wand zitiert, die ebenso wie im Vorderteil, an der Decke beginnt und am Nabel endet. Während eine Seite flächig weiß bleibt, dient die Rückseite als Fläche für eine formatfüllende Projektion.
Der Film darauf besteht aus zwei Teilen, die sich gegenseitig bedingen. Einer läuft im rechten Annex, der zweite im linken. Thematisch orientiert er sich an der Stimmung oder Atmosphäre, die den gesamten Pavillon durchzieht: Alle Elemente affizieren die psychophysische Sensorik auf verschiedene Weise: durch den Entzug vertrauter Weite, durch geräuschdämmende Wände oder diffuses Licht, was insgesamt einen Effekt des Unausweichlichen erzeugt.

Der Zugang des Gebäudes wird durch einen einfachen Vorbau verdeckt, der durch einen schmalen Schlitz die einzige Verbindung zum Dahinter bildet, natürlich zu klein um tatsächlich einen Eindruck zu verschaffen. Der Besucher soll nicht vorbereitet sein. Er tritt seitlich ein und findet sich ohne Ankündigung im Korridor wieder.